Vakuum-WC und Biogasanlage
Mülltrennung funktioniert nicht nur mit gewöhnlichen Abfällen, im Gegenteil. Das Prinzip klappt auch bei Wasser, wie ein deutsches Modellprojekt zeigt: Eine Neubaufläche in Knittlingen (nahe Stuttgart) wurde an ein Wassertrennsystem angeschlossen. So gut klingt die Idee, dass die Verantwortlichen Anfragen aus aller Welt auf dem Schreibtisch haben. Vermutlich beträgt das Weltmarktvolumen jährlich 6,7 Milliarden Euro.
Normalerweise gelangen Regenwasser und Abwasser, egal ob aus Wasserhahn oder Klospülung, gemeinsam in eine Röhre, die das Nass zur Kläranlage befördert. Dort wird es zum Trinkwasser aufbereitet, das schließlich wieder aus unserer Leitung strömt.
In Knittlingen hingegen wird Regenwasser vom Abwasser getrennt. Vom Himmel aufgefangen, fließt es in einen nahen Speicher und von dort nach der Wiederaufbereitung zurück in die Häuser. Die Einwohner nutzen es zur Toilettenspülung, zum Duschen, zum Blumengießen … Oder für Waschmaschine und Spülmaschine, die aufgrund des niedrigen Salz- und Kalkgehalts nicht verkalken.
Um gereinigtes Regenwasser und Trinkwasser vor der Verschmutzung von Fäkalien zu bewahren (wozu es zu kostbar ist), gelangen die Hinterlassenschaften in ein getrenntes System. Dabei werden Vakuum-Toiletten eingesetzt, die nicht einmal zwanzig Prozent des Wassers normaler WC-Spülungen verbrauchen. Das Abwasser fließt ebenfalls in einen zentralen Sammelpunkt der Siedlung, wo eine Reinigung durch Membranfilter stattfindet. Eine Biogasanlage erzeugt dabei pro Gramm organischen Abfalls ein Liter nutzbares Gas, das der Wärme- und Stromversorgung der Siedlung dient.
Doch nicht nur menschliche Fäkalien, auch Küchenabfälle werden in Gas umgewandelt. Die Hausbewohner werfen sie in einen Häcksler unter der Spüle, der sie ebenfalls per Vakuum zur Biogasanlage weiterleitet. Überflüssiger Strom wird ins Netz eingespeist.
Projekt: Dezentrale Urbane Infrastruktur-Systeme, kurz DEUS 21
Leiter: Fraunhofer Institut, Stuttgart
Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung