Niedriger Wasserverbrauch nicht immer gut
Regelmäßige Spülung der Wasserleitungen
Sparen, sparen, sparen lautet der Leitspruch, nicht nur des Geldbeutels, sondern auch der Umwelt willen. Ein paradoxes Beispiel zeigt jedoch, dass der Schuss auch nach hinten losgehen kann.
Anfang der 1980er verbrauchte jeder Bundesbürger am Tag durchschnittlich 145 Liter Wasser, also eine Badewanne voll. Das trübte die Zukunftsaussichten der Wasserwirtschaft, denn angesichts wachsender Städte und Wasserverbrauchs hätten die bestehenden Rohre bald nicht mehr genügt. Ein Umbau wäre jedoch mit hohen Kosten verbunden gewesen. Was lag also näher, als die Bürger zum Sparen aufzufordern?
Tatsächlich schraubten die Deutschen ihren Wasserverbrauch zurück, so dass sie mittlerweile nur noch durchschnittlich 120 Liter am Tag benötigen. Das ist der Wasserwirtschaft allerdings auch nicht recht, da sie wieder um ihre Rohre bangen muss. Besonders im Osten klagt man über eine zu geringe Auslastung der Leitungen, die sich mit sinkender Bevölkerungszahl noch verstärken wird. Die Wasserwirtschaft hat nun die Wahl, ihre Leitungen zurückzubauen oder auch ohne Nachfrage Wasser hindurchzujagen, denn durch Stagnation beim Wasser entsteht ein Nährboden für Bakterien und Biofilme ebenso wie Muffigkeit. Doch auch den Rohren bekommt es nicht gut; zudem nimmt das kostbare Nass bei sinkender Fließgeschwindigkeit mehr Metalle der Rohrwände in sich auf.
Den großen Wert, den Wasserversorger auf ihre Rohre legen, begründet sich in deren Kosten. Ein Meter neue Leitung verschlingt je nach Boden bis zu fünfhundert Euro. Acht oder neun von zehn Euro Wasserversorgungskosten entfallen auf feste Ausgaben, an denen besonders der Leitungsunterhalt schuldet - unabhängig vom Wasserverbrauch.
Wassersparen ist hierzulande kaum nötig, denn zum einen regnet es in unseren Breiten viel, zum anderen verfügen wir über große Grundwasserreserven. Die Reinlichkeit ist auch kein Problem, denn Abwasser wird in der Kläranlage gesäubert. Haushalte schaden der Wasserqualität längst nicht so stark wie Landwirtschaft oder Bergbau. Dennoch gilt natürlich die Regel: Keine Lösungsmittel, Arzneimittel oder zu viel Waschmittel ins Abwasser gelangen lassen, da dies eine Belastung der Wasserqualität darstellt.
Umweltschützer brauchen (zumindest hierzulande) nicht so sehr auf die Wassermenge zu achten als auf dessen Temperatur: Boiler und Waschmaschine benötigen siebzehn Prozent der täglich im Haushalt genutzten Energie. Freilich trübt laufendes Wasser unser Umweltgewissen stärker als unsichtbare, stille Elektrizität, doch schadet letztere der Umwelt meist mehr.