Gesundes Bauen: auf welche Stoffe muss ich achten?
Ökologie und Gesundheit im Baugewerbe
Viele Menschen fühlen sich in den eigenen vier Wänden unwohl oder reagieren allergisch auf die Zimmerluft. Wer ahnt denn schon, wie viele Schadstoffe darin verborgen sind? Der Laie erkennt sie nicht, aber er spürt sie, so z.B. durch Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schlafstörungen.
Eine Raumluftanalyse kann hier weiterhelfen. Die Kosten betragen ein paar hundert Euro, allerdings trifft man leicht auf Abzocker. Kompetente Beratung gibt's beim Verband der Baubiologen und bei der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute.
"Gesunde" Häuser zu bauen kostet übrigens nur 0,5 bis drei Prozent mehr, was unter den Gesichtspunkten der Kosten (im Schnitt mehrere hunderttausend Euro) und dem Wunsch auf ein langes Bewohnen (meist Jahrzehnte) nicht viel ist. Hilfe beim ökologischen Häuserbau findet man oft nur schwer, denn nicht viele Bauunternehmen haben sich bereits intensiv mit diesem Thema befasst. So nehmen nicht alle Handwerker unter Garantie auf Ökologie und Gesundheit Rücksicht.
Als Verbraucher sollte man sich einen Fachmann suchen, dem man vertraut und der den Problemen mit Ernst begegnet. Der Vertrag macht die Enddaten verbindlich, so z.B. der Höchstwert an Formaldehyd in der Zimmerluft nach Fertigstellung des Hauses. Unseriöse Handwerker lassen sich auf eine solche vertragliche Festlegung gar nicht erst ein, und der kompetente Arbeiter bemüht sich dadurch um ordentliche Arbeit, denn schließlich zahlt er im Schadensfall.
Gütesiegel für Baustoffe - Verträglichkeit für Mensch und Umwelt
Die Materialien der Baumärkte sind ebenfalls nicht frei von giftigen Substanzen, da keine gesetzlichen Grenzwerte existieren. Spezielle Zeichen deuten auf Alternativprodukte, bei denen das Label Natureplus den höchsten Standard bietet.
Der Blaue Engel garantiert für Menschen und Umwelt unschädliche Inhaltsstoffe. Bei einigen Warengruppen wurden seine Kriterien allerdings Standard, so dass die meisten Produkte sich dort mit diesem Zeichen schmücken dürfen. Da auch ökologisch unbedenklich Substanzen bei empfindlichen Naturen Schnupfen, Husten oder Pusteln verursachen können, sollten Allergiker dennoch auf der Hut sein (auch bei natürlichen Baustoffen). Ihnen helfen die detaillierten Inhaltsstoffangaben auf den Packungen der Produkte von Natureplus.
Die österreichische Kennzeichnung IBO verspricht neben Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit eine ressourcenschonende Herstellung und Müllvermeidung. Die Prüfer untersuchen die gesamte Produktionskette, angefangen bei Rohstoffen, bis hin zur Wiederverwertung. Die Orientierung nach diesem Gütezeichen lohnt sich, wohingegen man das der Arbeitsgemeinschaft umweltverträglicher Bauprodukte (AUB) besser meide. Seine Absicht liegt in der leichteren Zugänglichkeit und größeren Durchsichtigkeit der Daten, die hinsichtlich Umwelt und Gesundheit eine Rolle spielen. Bestimmte Standards weisen die dadurch gekennzeichneten Produkte hingegen nicht auf. Die Prüfung erfolgt teilweise durch Mitgliedsfirmen, was eine Unabhängigkeit nicht garantiert.
Das CE-Gütesiegel spielt eher für Behörden eine Rolle, doch Kunden sollten sich daran nicht orientieren. Die Hersteller kennzeichnen ihre Produkte selbst damit. In einigen Sparten besteht eine CE-Kennzeichnungspflicht.
Anhand des Zeichens RAL orientiere man sich bei Niedrigenergie-Fertighäusern, denn da dieser Begriff gesetzlich nicht geschützt ist, hilft dieses Gütesiegel. Ansonsten sei man mit ihm vorsichtig, weil die Kriterien in einigen Bereichen den Standards entsprechen und es, wie das CE-Zeichen, nicht unabhängig ist.
Auf der Suche nach einem ökologisch und gesundheitlich einwandfreien Dämmstoff sollte man Polystyrol und Polyurethan tunlichst aus dem Weg gehen und stattdessen einen Dämmstoff aus Hanf, Flachs, Holzfasern oder Zellulose (hergestellt aus Altpapier) wählen. Diese Alternativstoffe dämmen ähnlich gut wie die "normalen" Produkte.
Alte Häuser, so z.B. aus der Zeit der Jahrhundertwende, sind meist unbedenklicher als die neueren, da der starke Aufschwung der Chemikalien im Baugewerbe erst in den Fünfziger Jahren aufkam; davor verwendete man meist natürliche Materialien (Holz, Lehm ...). Allerdings bergen sie oft Wasserleitungen aus Blei und enthalten durch spätere Ausbesserungen oder Erneuerungen dann doch Schadstoffe.