Guter Boden für Solarfirmen
Ostdeutsche Erfolgsgeschichte mit Sonnenkraft
Die "Ossis" mögen den "Wessis" in manchen Punkten unterlegen sein, doch bei der Solarenergie sind sie es eindeutig nicht. Zu verdanken ist der Fortschritt nicht nur den Ostdeutschen, sondern auch EU- und deutschen Fördergeldern. Der "Aufbau Ost" brachte viele Errungenschaften in die ehemalige DDR, kurbelte die dortige Wirtschaft, Industrie und Infrastruktur an. Große Summen können sofort in Forschung investiert werden. So lösten die Ostdeutschen z.B. einen Teil des Siliziumproblems. Dieser Stoff wird zur Herstellung von Fotovoltaikzellen benötigt, doch die große Nachfrage und der knappe Vorrat trieben die Preise in die Höhe. Als Antwort brachte man Dünnschichtzellen auf den Markt, die mit weniger als einem Prozent der zuvor benötigten Siliziummenge auskommen.
In keinem anderen Weltteil ist die Solarfirmendichte so groß wie in der ehemaligen DDR. Millionen Firmen- und Steuergelder fließen gen Osten, wo sich ein Großteil der Arbeitsplätze der Solarbranche befindet. Die kamen oft wie von selbst zustande: In der Nähe eines Herstellers von Solarmodulen bspw. gründen bald auch Zulieferer Filialen. Eine Investition erleichtert also die nächsten.
Um ihre Stellen bangen müssen die Ostdeutschen wahrscheinlich nicht, denn billige Arbeitskräfte aus den Nachbarstaaten werden sie kaum ersetzen. Einzig sechs Prozent der Kosten einer Solarzelle machen die Mitarbeiter aus; da lohnt sich eine Umsiedlung kaum. Doch während die Produktion in Ostdeutschland stattfindet, befinden sich Solaranlagen eher in Süddeutschland.
Das Umspannwerk Vieselbach (Stadtteil von Erfurt) empfing 1990 den ersten westdeutschen Strom, der in den Osten floss. 1907 war der erste Strom überhaupt dorthin gekommen, dank des Bürgermeisters Franz Große. Heute haben die dortigen Einwohner noch immer etwas mit Strom am Hut, diesmal jedoch mit Solarstrom. In Vieselbach stand eine der modernsten Solarfabriken weltweit - stand nicht deshalb, weil sie nicht mehr dort steht, sondern weil sich in der Solarbranche im raschen Wechsel eine andere Fabrik mit diesem Titel schmückt. Der Markt boomt, so dass ständig neue (weltweit größte) Fabriken ihre Tore öffnen.
Ostdeutschland weist offensichtlich einen guten wirtschaftlichen Boden auf. Dazu gehören neben Fördergeldern auch eine größere Flexibilität der Behörden und eine gute Auswahl an Arbeitskräften - an frisch ausgebildeten ebenso wie an alten Hasen, die einst in der DDR Halbleiter herstellten. Improvisationstalent ist ihre Stärke, denn schließlich mussten sie früher auch ohne den Rest der Welt auskommen.