Umstrittene Energie aus AKWs

Greenwash beim Kohlendioxidausstoß

Uranförderung und CO2-Bilanz eines AKWs

Über kaum eine Energieform wird so viel gestritten wie über die Atomkraft. Ihre verheerenden Folgen zeigten sich spätestens nach der Katastrophe von Tschernobyl, werden von vielen Befürwortern allerdings hartnäckig ignoriert. Der Atomlobby stehen eben Unmengen Gelder zur Verfügung, u.a. für Werbung. "Greenwash" nennen Umweltschützer die Vorgehensweise, Schädlichkeit hinter tollen Begriffen zu verpacken ("Entsorgungspark" statt "Endlager", etc). Dabei schmücken PR-Leute die Vorteile der Atomkraft aus und leugnen bzw. "vergessen" die Nachteile.

Atomkraftwerksbetreiber werben gern mit der geringen Kohlendioxidfreisetzung bei Atomkraft. Dabei wird jedoch oft die Vorarbeit vergessen: Zum einen wird Kohlendioxid bei der Uranförderung und -aufbereitung freigesetzt, zum anderen beim Bau und Abbau der Kraftwerke. Hinzu kommen Castortransporte (unter großem Polizeieinsatz) und die noch ungeklärte Endlagerfrage.
Gerade letztere wird die Menschheit noch Jahrtausende verfolgen. Bisherige Endlagerungsversuche schlugen stets fehl, da die als "absolut sicher" beschworenen Plätze eben dies doch nicht waren. Wie viel Geld und Energie wird die "End"lagerung künftige Generationen noch kosten? Die Halbwertszeit radioaktiver Stoffe geht oft in die tausende, d.h. nach mehreren tausend Jahren sitzt die Menschheit noch immer auf einem Haufen strahlender Stoffe, die nicht einmal zur Hälfte (!) zerfallen sind. Zwar ließe sich radioaktiver Müll sofort unschädlich machen, doch benötigte man dazu mehr Energie, als das AKW im Laufe seiner Betriebszeit herstellte.

Bereits zu Beginn des Jahrtausends lagen die CO2-Emissionen eines AKWs bei 84 bis 122 Gramm pro Kilowattstunde, stellte die Oxford Research Group fest. Zum Vergleich: Ein Gaskraftwerk pustet 385 Gramm in die Luft, Windenergie nur 11 bis 37 Gramm. Die Emissionen der Atomenergie werden allerdings steigen, da Uran stets knapper wird und der Aufbereitungsaufwand steigt.

Da etwa siebzig Prozent der Energie durch Wärme verloren gehen, sind AKWs nicht energieeffizient. Ineffizient ist auch die Unanförderung, denn natürliches Uran ist nicht sofort im Reaktor verwendbar, sondern muss erst chemische Prozesse (z.B. Zentrifugen) durchlaufen. Einige Berechnungen stellten fest, dass das Uran allein bei der Bereitung fürs AKW so viel Energie verbraucht, wie das Kraftwerk später an CO2 einspart. Dabei ist der Energieverbrauch beim Bau des AKWs noch nicht berücksichtigt, ebenso wenig der Abbau.

Rückbau eines Reaktors - schöne Atomkraftwerke?

Der Bau eines AKWs kostet über zehn Millionen Euro, und auch der Abbau ist nicht ohne. Ein Atomkraftwerk verschwindet nicht von der Bildfläche, sobald der Betrieb eingestellt wird. Vor den Augen der Bürger verborgen, beginnt damit erst ein langwieriger, kostspieliger Vorgang, denn natürlich muss auch während des Abbaus Strahlung verhindert werden. Theoretisch soll nach dem Rückbau nichts mehr vom Werk zu sehen sein. Gern wird der Begriff "grüne Wiese" genannt, welches Bürger in (Strahlen-)Sicherheit wiegt. So sauber sollen Betrieb und Abbau eines KKWs vonstatten gehen, dass dort hinterher wieder Gras und Blumen wachsen, Vögel zwitschern … Ganz ohne schädliche Strahlen. Greenwash lässt grüßen.

Nach dem Nachbetrieb beginnt man mit der Reinigung ("Dekontamination") der Gebäude, mit der Entsorgung des strahlenden Mülls und mit dem Abbau des Reaktors. Betreibern stehen in Deutschland theoretisch zwei Möglichkeiten offen: Den sofortigen Abbau des Werkes oder den sicheren Einschluss. Letzterer bezeichnet die Endlagerung des strahlenden Inventars (ohne radioaktive Betriebsabfälle und Brennelemente) in Gebäuden, ist aufgrund fehlender Lager allerdings unmöglich.
Vermutlich gehen zum Rückbau jedes Reaktors mindestens zwölf Jahre ins Land. Die Angabe des Umweltministeriums und des Bundesamtes für Strahlenschutz ist allerdings nicht hieb- und stichfest, da in aller Welt Erfahrungen zum Abbau fehlen. Zudem schwankt die Dauer natürlich je nach Reaktor. Einen Anhaltspunkt bietet z.B. der Forschungsreaktor in Rheinsberg oder das AKW Greifswald, beide in der ehemaligen DDR. Die 1995 begonnene Stilllegung war zehn Jahre später noch nicht beendet.

Die Produktion von Atomstrom ist eigentlich ziemlich teuer, wenn man Rückbau des Werkes, Entsorgung des Mülls, Endlagerung und andere Faktoren berücksichtigt. Da diese allerdings größtenteils vom Staat bezahlt werden, kann Atomstrom preislich noch mit Strom aus erneuerbaren Energien konkurrieren. Würden diese ebenso bezuschusst wie die Atomenergie, wären sie schon längst Überflieger!