Nachhaltigkeit an der Börse

Fondsauswahl nach sozialen und ökologischen Kriterien

Themenfonds, Branchenfonds, Nachhaltigkeitsfonds - Was verbirgt sich dahinter?

Im Aktienerwerb sehen viele eine interessante Vermögensanlage. Nicht alle möchten sich jedoch an Unternehmen beteiligen, die Atomkraftwaffen herstellen oder unter unmenschlichen Bedingungen produzieren. Sie greifen zu "grünen" oder "nachhaltigen" Fonds. Wie so vieles, begann auch die Entwicklung der "grünen Aktie" in den USA. 1968 protestierten Aktionäre von Dow Chemical gegen die Napalmherstellung, da dieser Stoff im Vietnamkrieg Verwendung fand. Viele verkauften ihre Aktien, was den Kurs abstürzen ließ. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff "Nachhaltigkeit"? Wie können Anleger sicher sein, eine ökologisch und ethisch einwandfreie Aktie zu erwerben?

Nachhaltigkeit wird in vielerlei Zusammenhang genannt, weshalb bereits zwei Fonds das Wort oft anders auffassen. Sie ziehen zudem andere Grenzen: Was dem einen akzeptabel erscheint, kommt dem anderen nicht auf den Tisch. So haben sich drei Gruppen grüner Fonds gebildet.
Nachhaltigkeitsfonds wählen Papiere nicht nur nach der Wirtschaftlichkeit aus, sondern auch anhand sozialer, ökologischer, ethischer und kultureller Kriterien.
Branchenfonds stecken ihr Geld in Firmen der Bereiche, die in den nächsten Jahren durch Umwelt- oder Klimaschutz besonderen Erfolg erzielen werden. Die Aktien werden fast auf dieselbe Art ausgewählt wie bei normalen Fonds.
Themenfonds setzen auf Themen, die beim Klima- oder Umweltschutz eine Rolle spielen, so z.B. Wasser, erneuerbare Energien …

Doch während 81 Prozent der Anleger Interesse an einer Investition anhand sozialer, ökologischer und ethischer Rücksichten zeigen, kauften sich nur zwei Prozent in solche Fonds ein. Der Ökofondsanteil an deutschen Publikumsfonds lag im Juni letzten Jahres bei 27 Milliarden Euro, also weniger als vier Prozent. Konventionelle Fonds hatten ein Volumen von 740 Milliarden Euro.
Tatsächlich hält Unkenntnis und mangelnde Begriffsklarheit viele Anleger ab. 37 Prozent wissen mit "Nachhaltigkeit" nichts anzufangen; 46 Prozent kennen sich auf dem Gebiet nicht ausreichend aus. Hier raten Experten zur Klärung des Begriffs. Man überlege sich, was man selbst mit "Nachhaltigkeit" verbindet, auf welche Kriterien man Wert legt. Je eindeutiger diese ausfallen, desto weniger Fonds bleiben zur Auswahl übrig. Das erspart Frustration, wenn der vermeintlich saubere Fonds sich die Umweltbesten selbst in der Erdölindustrie sucht. Zweischneidige Schwerter gibt es überall; sei es als Technologie (Gentechnik, Atomindustrie …) oder als Firma (Windkrafterzeuger, die ihre Mitarbeiter ausbeuten o.ä.).

Orientierungsmaßstab des grünen Investment ist der Natur-Aktien-Index von Green Effects (von Securvita). Obwohl echte Nachhaltigkeitsfonds selten sind, bescheren sie übrigens nicht weniger Rendite als normale. Als Problem stellt sich allerdings die Investition in kleine Unternehmen heraus, da deren Werte zwar rasch in den Himmel schießen, bei Krisen jedoch auch stärker schwanken. Doch bei herkömmlichen Aktien nimmt der Anleger ja auch ein großes Risiko auf sich.
Zu berücksichtigen ist natürlich der Wechselkurs, denn sonst geht die Rendite einer internationalen Anlage rasch flöten.

Wem der Aktienmarkt zu unsicher ist, das Sparprodukt aber nach ökologischen, sozialen oder ethischen Kriterien aussuchen möchte, wende sich an eine "grüne" Bank.

"Geld und Gewissen. Tu Gutes und verdiene daran", von Antje Schneeweiß und Wolfgang Kessler, 12,90 Euro.