Finning von Haien

Jäger der Meere vom Aussterben bedroht - brutales Finning

Zielstrebige Fortbewegung auf festen Routen statt ziellosem Nomadenleben

Nicht nur kleine Fische fallen menschlichen Interessen zum Opfer, sondern auch Haie. Sie leiden unter Beifang, Überfischung und Jagd (wegen Haifischflossen) so stark, dass die Bestände vieler Hairassen um über Hälfte verkleinert wurden. In der ganzen Welt verschwinden Haie aus den Ozeanen; manche Arten stehen kurz vor dem Aussterben. Da an vielen Orten gefischt wird, sind sie praktisch kaum noch sicher. Selbst die Tiefe bietet keinen Raum mehr zum Verstecken, im Gegenteil. Besonders hart trifft es Tiefseehaie, denn je tiefer der Lebensraum, desto länger die benötigte Erholungsphase. Hinzu kommt, dass einige Haiarten die Geschlechtsreife erst im Alter von fünfzehn bis zwanzig Jahren erreichen. Die Schwangerschaft zieht sich bis zu dreieinhalb Jahre hin. Manchmal erlangen die Bestände erst nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten ihre ursprüngliche Größe zurück.
Tatsächlich bedroht der Mensch den Hai ungleich stärker als dieser es je vermochte. Ungefähr alle drei Sekunden verendet auf dieser Welt ein Hai. Experten fordern Fanglimits und andere Regelungen zum Schutz des Hais, deren Einhaltung natürlich streng kontrolliert werden müsste.

Ein brutales Geschäft ist der Handel mit Haifischflossen, denn diese werden den Tieren bei lebendigem Leib abgerissen (so genanntes "Finning"). Danach landen die Tiere zum qualvollen Verenden wieder im Meer.
Besonders Chinesen greifen gern zu einer angeblich kräftigenden Suppe aus Haifischflossen, die das Immunsystem stärke und bei Erkältungen helfe. Eine Suppenschale kostet bis zu hundert Euro. Der weltweite Jahresumsatz durch Haifischflossen beträgt etwa sechzehn Milliarden Euro. Unter den EU-Ländern beteiligen sich Spanien und Frankreich am meisten daran; so lieferte Spanien in einem Jahr 2,2 Millionen Kilo getrocknete Flossen nach China.

Europäer genießen lieber Haifleisch als Haiflosse, was ihnen Spanien und Frankreich ebenfalls in großen Mengen zur Verfügung stellen: jährlich ungefähr sechzigtausend Tonnen. Damit erfolgten etwa zwei Drittel der EU-Haifänge durch diese Staaten.
Nicht jeder Fischkonsument weiß, dass er gerade Haifischfleisch verspeist. Sie wähnen einen "See-Aal", "See-Stör", "Karbonadenfisch", "Kalbsfisch" oder einen anderen nicht existenten Fisch auf ihrem Teller. Verschleiernd wirkt auch die Bezeichnung "Schillerlocke", hinter der sich Dornhai-Bauchfleisch verbirgt, das sich beim Räuchern zusammenrollt wie eine Schillerlocke.

Haie sah man eine Zeit lang als Streuner an, die ziellos mal dem einen, mal dem andern Fischschwarm hinterherjagten. Tatsächlich jedoch bedienen Bogenstirn-Hammerhaie sich regelrechter "Autobahnen" zwischen einzelnen Fischgründen, auf denen sie sich rasch und zielstrebig bewegen. Beim Weißen Hai wurde vor der kalifornischen Küste ein ähnliches Verhalten festgestellt. Während er im Sommer Seerobben jagte, zog es ihn im Winter in Gegenden mit warmem Wasser, in denen regelrechte Hai-Treffen stattfanden. Im nächsten Jahr kehrten die Tiere dorthin zurück.
Haie bringen eine punktgenaue Reise selbst über tausende Kilometer zustande. Die Magnetfeldlinien dienen ihrer Nase zur Orientierung. Aus hunderten Meter Entfernung vermag er Beute anhand ihres Lautes zu lokalisieren. Doch während Haie in der Vorstellung der Menschen blutrünstige Mörder sind, die es am besten alle auszurotten gälte, bedroht der Mensch den Hai deutlich stärker.