Umweltschutz in Deutschland
Naturbelassen oder gestalten?
Viele Engagierte, viele Meinungen
Umweltschutz ist nicht nur in den Tropen angesagt, sondern spielt sich oft genau vor unserer Haustür ab. Das fängt schon mit der Plastiktüte an, die ein freundlicher Fußgänger nicht in die Wiese sondern in den Mülleimer wirft. Das geht mit Kindern weiter, die Kröten über die Straße tragen. Und hört bei Politikern noch lange nicht auf.
Doch so weit menschliche Meinungen auseinanderklaffen, so viele Ideen gibt´s auch zum Naturschutz. Um die drei bedeutendsten zu nennen: Die einen wollen die Natur gar nicht schützen, die andere wollen sie sich selbst überlassen, die anderen wollen sie pflegen und nach ihren Wünschen einrichten. Letzteres, da man in einstigen Kulturlandschaften häufig mehr Arten findet als in "natürlichen".
Die Tourismusbranche, deren Hotelkomplexe und Zufahrtsstraßen freilich große Naturflächen zerstören, setzt sich oft für die Umwelt ein. Nicht ganz uneigennützig natürlich, denn die Natur entwickelte sich inzwischen zum großen Touristenmagnet. Oft lassen sich Fremdenverkehr und Umweltschutz ja einwandfrei verbinden.
Tiere begeistern, nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene. Deshalb lockt die Region an der Elbe mit einem Biber, dem man z.B. in Havelberg ungeniert bei der Arbeit zugucken kann. In der Lüneburger Heide wartet das Birkenhuhn, das sich der Öffentlichkeit jedoch nur selten zeigt.
Manche Bauern kümmern sich eifrig um den Naturschutz. Sie haben für ihn enorme Bedeutung, denn ohne Landwirtschaft würde sich die Landschaft verändern und bekannte Arten verschwinden. Andere Landwirte ärgern sich über Naturschutzbestimmungen, die ihnen Anbaupflanzen und Anderes vorschreiben.
Binnen eines Jahrzehntes wuchs die deutsche Naturschutzfläche um dreißig Prozent. Dennoch leben ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten in Gefahr. Von den 48 000 bekannten Tierarten, den 14 400 bekannten Pilzarten und den 9500 bekannten Pflanzenarten in der Bundesrepublik fehlt bald wahrscheinlich ein großer Teil. (Kleine Kuriosität am Rande: Brasilien schützt seinen Wald besser als Deutschland.) Nicht nur Naturfreunden wären über den Verlust enttäuscht sondern auch Wissenschaftler, denen eine große Gendatenbank zu Forschungszwecken verloren ginge.
Doch neben all den Trauermeldungen hört man auch Erfreuliches. Viele einst seltene Tierarten vermehren sich wieder stärker. Oft kümmern sie sich gar nicht um den Menschen, wie z.B. der Biber, der einfach vor sich hinnagt.
Fünf Prozent der deutschen Wälder sollen wieder verwildern, zwei Prozent der Gesamtfläche. Außerdem möchten manche Politiker die tägliche Baufläche reduzieren. Doch wie soll man´s anstellen, wie die verschiedenen Interessen unter einen Hut bringen?
113 Hektar (154 Fußballplätze) gehen in Deutschland täglich verloren, sei es zur gewerblichen Nutzung oder als neuer Baugrund. Interesse daran hat nicht nur die Bauwirtschaft oder Stadtplanung (Arbeitsplätze!) sondern auch Vermieter (Einkommen) und Familien (Wohnfläche). Andererseits ärgert man sich selbst über zubetonierte Städte, über Zersiedlung und fehlende Grünfläche.
Im Naturschutz haben ganz schön viele ein Wörtchen mitzureden, die sich mal mehr, mal weniger für die Umwelt einsetzen möchten: Verbände, Kommunen, Landkreise, Bundesländer … "Echte" Naturschützer erkennt man zumindest an zwei Gemeinsamkeiten: Leidenschaft und Freude. Man kennt das Phänomen von sich selbst, das Strahlen, ein seltenes Tier erblickt zu haben. So uneins sich Umweltschützer oft über Maßnahmen sind, so einig sind sie sich über ihr Motto: Natur ist schützenswert.