Zwangspfand

Mehrwegflaschen auf dem Rückmarsch

Rückgabe der meisten Einwegflaschen

Bereits zu Beginn der 1990er fürchteten Politiker um die Mehrwegflasche. Zu ihrer Rettung wollten sie ein Pfand auf Einwegflaschen und -dosen einführen, sobald Mehrwegflaschen die 72-Prozent-Hürde (Anteil der Mehrwegflaschen 1991) nicht mehr erreichten. Die Drohung zeigte offenbar Erfolg, denn in den nächsten Jahren brachte der Handel wieder mehr Flüssigkeit in wieder verwendbaren Packungen an den Kunden - bis 1997 deren Quote unter 72 Prozent sank. Nach einigen Streitereien wurde 2003 das Pflichtpfand eingeführt.

In der Übergangsfrist (neun Monate) sollten Bundesbürger Einwegflaschen und Dosen in das Geschäft zurückbringen, in dem sie sie erstanden hatten. Freilich beteiligten sich nicht alle daran, so dass sie der Industrie allein bis Oktober 450 Millionen Euro schenkten. Seit 2006 haben Verbraucher nun die Möglichkeit, Einwegflaschen in jedem Laden wieder abzugeben, was sie auch fleißig tun. Über neunzig Prozent kommen zurück.

Umweltschützer sehen darin zumindest einen Erfolg der Verordnung, denn so liegen alte Flaschen und Dosen nicht mehr im Gebüsch oder auf der Straße. Das brachte der Getränkedose auch den Tod, zugunsten der Umwelt. Zudem werden Kunststoffe durch die Rückgabe sortenrein gesammelt.

Eine Förderung der Mehrwegflasche wurde durch das Zwangspfand jedoch nicht erzielt. 2007 betrug der Marktanteil der Mehrwegflaschen nur noch 56 Prozent. Bei allen Getränken (außer dem Bier, dessen Mehrwegflaschenanteil von 82 Prozent auf 88 stieg) entschieden sich Käufer lieber für Einwegpackungen. So sank die Mehrwegflaschenquote bei Mineralwasser von neunzig Prozent (1991) auf sechzig Prozent, die von kohlensäurefreien Getränken und Fruchtsäften von 34 auf siebzehn Prozent.

So zweifelt nicht nur der Einzelhandel am Nutzen der Verordnung, die den Händlern Milliarden Euro für Rücknahmesysteme abverlangte. Doch das Bundesumweltministerium sieht sich im Recht: Ohne das Zwangspfand betrüge der Mehrweganteil vermutlich keine vierzig Prozent mehr.