Pumpen in unterirdisches Wasser
Zur Erzeugung einer Kilowattstunde Strom setzt ein Braunkohlekraftwerk zwischen neunhundert und 1140 Gramm CO2 frei, ein Steinkohlekraftwerk zwischen 850 und neunhundert. Zum Vergleich: Ein Gaskraftwerk bläst nur vierhundert Gramm in die Luft. Mit Schlagwörtern wie "Clean Coal" möchte sich die Kohleindustrie nun reinwaschen. Sie spricht davon, das bei der Verbrennung entstandene Kohlendioxid aufzufangen und zu lagern, damit es nicht in die Atmosphäre gelangt.
In Deutschland wäre vermutlich die unterirdische Lagerung von bis zu 45,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxid möglich. Die größte Kapazität böten mit Salzwasser gefüllte Gesteinsschichten, in die man das Kohlendioxid wie in eine Wasserflasche pumpte. Gefahr an der Sache wäre allerdings eine Versauerung des Trinkwassers oder der Böden.
Trennungsverfahren für Abgase von Kohlekraftwerken
Die Abgase eines Kohlenkraftwerks bestehen nicht nur aus Kohlendioxid, sondern auch aus Schwefeldioxid und Stickstoff; Stoffe, die in Verbindung mit Wasser Schwefel- und Salpetersäure bilden (aggressiver als Kohlensäure, fräßen sich durchs Gestein). Nötig wären also Scheidetechniken, die das CO2 möglichst gut von Stickstoff und Schwefeldioxid trennen. Hierzu stehen im Kohlekraftwerk drei Möglichkeiten offen:
Pre Combustion: Trennung des Kohlendioxides vor der Verbrennung. Reaktion des Brennstoffes mit Luft, Wasserdampf oder Sauerstoff. Sonderung des Wasserstoffes und CO2s.
Oxyfuel-Verfahren: Verbrennung der Kohle in reinem Sauerstoff und CO2, Reinigung des Rauchgases. Trennungserfolg beim CO2: 98 Prozent.
Post Combustion: Scheidung nach dem Verbrennen, meist durch Amin-Tröpfchen (Absorption des CO2). Hitze reinigt das CO2 wieder.
Weitere Alternative wäre das Pumpen in (fast) leere Erdgasfelder, wobei das Erdgas vom CO2 Richtung Oberfläche verdrängt würde. Die Förderung fiele also üppiger aus. Verbuddeln ließe sich das Gas auch in Bergwerken, Erdölfeldern, Steinkohleflözen. Nachteile: Geringe Kapazität; außerdem ständen diese Räume anderen Abfällen nicht mehr offen.
Gravierende Folgen hätte vermutlich das Pumpen von CO2 in die Tiefsee.
Angesichts der hohen Kosten der Lagerung in Boden oder Wasser stellt sich die Frage, warum sich die Menschheit überhaupt so stark mit dieser "Lösung" auseinandersetzt. Kraftwerksbetreiber sprechen von fünfzehn bis zwanzig Euro, während andere Organisationen auf bis zu 250 Euro kommen (unter Berücksichtigung aller Kosten von Trennung bis Endlagerung). Zur Verwirklichung der Trennung müssten außerdem neue Kraftwerke gebaut werden, da sich die alten nicht nachrüsten lassen.
Paradoxerweise lässt die Trennung deutlich mehr Kohlendioxid entstehen, obwohl man ihn doch eigentlich vermeiden möchte. Die Scheidung benötigt etwa zwanzig bis 44 Prozent mehr Brennstoff.
Umweltschützer betrachten die Möglichkeit der Lagerung als Ablenkung. Warum nicht sofort auf erneuerbare Energien umsteigen?
Forschungen zur Anreicherung von Salzwasser mit CO2 fanden in Ketzin statt. Federführung: Geoforschungszentrum Potsdam.