Kürzung der Hilfen?
Flächenbezogene Förderung
Angesichts steigender Lebensmittelpreise fragen viele Bürger nach der Notwendigkeit der Landwirtschaftssubventionierung. Mit 44 Milliarden Euro im Jahr bezuschusst die EU ihre Bauern; sechs Milliarden Euro bekommen die deutschen, also etwa durchschnittlich dreihundert Euro pro Hektar.
Unklar ist, ob Zuschüsse die bäuerlichen Einkünfte stabilisieren. Sie sorgen vielmehr für hohe Pachten, denn viele Betriebe bleiben so länger im Rennen, als sie es sonst könnten, was die verfügbaren Flächen verkleinert. Mittlerweile sind etwa siebzig Prozent der bewirtschafteten Fläche verpachtet, zu durchschnittlich etwa zweihundert Euro pro Hektar. Dem verpachtenden Bauern kommt das zugute, sichert er sich doch dadurch ein Nebeneinkommen im Rentenalter, doch erwirtschaftende Betriebe setzt es unter Druck.
Freilich ist eine Preissteigerung noch kein Grund, alle Beihilfen zu kürzen, da die langfristige Preisentwicklung nicht vorherzusehen ist. Dabei spielt auch die Wettbewerbsfähigkeit eine Rolle, die nur wenigen EU-Bauern ohne Unterstützung eigen wäre. Selbst mit EU-Unterstützung deckten nur Spitzenbetriebe ihre Unkosten. "Normale" Bauernhöfe haben erst durch Preiserhöhungen Aussicht auf Gewinn. Zudem berücksichtige man auch die gestiegenen Ausgaben der Bauern, so z.B. für Dünger, Tierfutter …
Die Bilanzen schwanken je nach Bauernhof. Gut sahen die letzten Jahre für Obst-, Wein- und Gemüsebauern (Sonderkulturen) aus, wie auch für Milchkuhhalter mit mehr als achtzig Tieren und großer Rationalisierung.
In Frage stellen viele Experten die flächenbezogene Förderung. Sie verlockt Bauern zum Anbau von Feldfrüchten, deren magerer Gewinn von bereits im Vorhinein abzusehen ist. Wie sonst kommen deutsche Gemüsebauern mit 1,2 Prozent der deutschen Ackerfläche zu dreißig Prozent des Verkaufserlöses? Durch den Flächenbezug fließen vier Fünftel der Fördergelder in ein Fünftel der Betriebe. Ob das so gewollt war, ist fraglich.