Gefahr für Korallen und Schalentiere
Karbonatmangel durch erhöhte CO2-Aufnahme
Wie Gebirge durchziehen Korallenriffe den Meeresgrund, Unterschlupf und Lebensraum für zahlreiche Lebewesen: Fische, Krebse, Krabben, Seesterne … Die Artenvielfalt ähnelt der tropischer Regenwälder. Doch wie die Natur über dem Meeresspiegel, so zerstört der Mensch auch die in den Meeren. Schuld ist (neben Umweltverschmutzung durch Müll) die übermäßige Verbrennung fossiler Stoffe, die den Meeres-pH-Wert senkt. Die Senkung bezeichnet man auch als Versauerung, denn je geringer der pH-Wert, desto sauerer die Flüssigkeit.
Je niedriger der pH-Wert der Ozeane wird, desto mehr Wasserstoffionen befinden sich im Wasser. Sie binden Karbonat, das dadurch in geringerer Menge zur Verfügung steht. Einige Meerestiere (Schnecken, Muscheln …) benötigen es jedoch zur Bildung ihres Skelettes bzw. ihrer Schale, denn in Verbindung mit Kalzium wird Karbonat zu Kalk. Karbonatmangel macht die Tiere zerbrechlicher und verlangsamt ihr Wachstum. Wer sich nicht anzupassen vermag, stirbt aus.
Sinkt der pH-Wert weiter, so greift das Meereswasser Schalen und Skelette direkt an, d.h. sie lösen sich im Wasser langsam auf. Gut beobachten lässt sich dies vor der Insel Ischia (Golf von Neapel), denn dort nahe des Vesuvs entspringen einige unterseeische Mineralquellen mit stark CO2-haltigem Wasser. Forscher stellten dort eine Auflösung der Schalen von Meeresschnecken fest, beginnend ab einem pH-Wert von 7,6. Zur Zeit liegt der durchschnittliche pH-Wert der Ozeane bei 8,1.
Problem ist nicht so sehr die augenblickliche Schieflage in den Meeren als vielmehr die Vorhersage, dass sie sich in den nächsten Jahrzehnten verschlimmern wird. Wer sich heute mit der Rettung der Ozeane befasst, der rettet sie nicht für sich (denn so rasch werden dortige Lebensräume kaum zugrunde gehen), sondern für künftige Generationen - angefangen bei den eigenen Kindern.
Je höher der atmosphärische CO2-Gehalt, desto mehr Kohlenstoff vermag das Meerwasser aufzunehmen. Verantwortlich sind winzige Algen, die ihre Kohlenstoffbindungsfähigkeit erhöhen. Dabei sinkt allerdings ihr Nährwert, was böse Folgen haben könnte, da mit ihnen die Nahrungskette beginnt.