Neophyt aus dem Himalaja
Indisches Gewächs in Mitteleuropa
An vielen Dingen in dieser Welt scheiden sich die Geister. Eines davon ist eine hübsche, rosa blühende Pflanze, die Pflanzenfreunde einst vom Himalaja nach England mitbrachten: das Indische Springkraut. Vom Inselkönigreich aus gelangte sie nach ganz Europa.
Nun gehen in Deutschland alljährlich Freiwillige auf die Pirsch, die der Pflanze nach allen Regeln der Kunst den Garaus machen. Im Schwarzwald beispielsweise gibt es einige Naturschutzprojekte zum Kampf gegen das Springkraut. Fast generalstabsmäßig wird er geplant, denn sonst könnte der Gegner rasch die Oberhand gewinnen.
Doch warum sollte jemand eine Blume vernichten wollen? Nicht einfach der Mordlust wegen sondern zum Schutz einheimischer Pflanzen, denen starke Einwanderer den Lebensraum nehmen.
Problem an der Sache ist die unglaubliche Vermehrungsfähigkeit des Springkrautes. Bis zu sieben Meter weit werden die Samen geworfen, weshalb man die Pflanze vor der Samenbildung ausrupfen muss. Dann kommt sie im nächsten Jahr nicht wieder, da sie nur ein Jahr lebt. Beim Ausrupfen muss man jedoch gründlich vorgehen, da sich sonst neue Wurzeln bilden. Das indische Gewächs hat eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit. So dauert es oft Jahre, bis eine Gegend gesäubert wurde - und dabei breitet sich die Pflanze stetig weiter aus.
Doch wie erwähnt scheiden sich die Geister an der Springkrautfrage, denn viele sehen auch ihre Vorzüge.
Das Indische Springkraut gehört zu den Neophyten, d.h. zu jenen Pflanzen, die der Mensch in eine Region schleppte, in denen sie früher nicht wuchsen. Dazu gehören auch Rosskastanien und Kartoffeln, die wir heute kaum noch missen möchten. Warum also "Eindringlingen" die Vermehrung in unserer Region verwehren, wo sie doch so viele Vorzüge mitbringen? Die Einwanderung neuer Gewächse ist ganz natürlich, kam in Mitteleuropa schon immer vor.
Da in Europa viele heimische Pflanzenarten (Mohn etc) heutzutage kaum noch zu finden sind, stehen Bienen im Sommer vor einem großen Problem. Ihnen kommt Indisches Springkraut gerade recht, da die Blüten selbst im Spätherbst noch Nektar beinhalten. So streuen viele Imker absichtlich Springkrautsamen aus.
Bereits die Nazis kämpften gegen Springkraut, wenn auch nicht gegen das indische. Sie suchten das sibirische Kleine Springkraut zu dezimieren, was freilich nicht gelang. So erfreuen sich nun Kinder an den aufspringenden Kapseln.