Überlebenskünstler Nacktmull
Hässlich-effizientes Nagetier
Der Nacktmull ist eines der Säugetiere, bei dem die Leute nicht gleich in Begeisterungsstürme ausbrechen, wie niedlich er doch sei. Das mag damit zusammenhängen, dass er, nun, nackt ist - anscheinend spielt das Fell doch eine recht große Rolle beim Niedlichkeitsfaktor von Häschen, Kätzchen und Hundewelpen.
Dabei sind Nacktmulle in anderer Hinsicht um so interessanter. So ähnelt ihre Lebensweise beispielsweise der großer Bienevölker, die in Kolonien, von einer Art Königin geleitet, zusammen leben. Diese als Eusozialität bezeichnete Organisation stützt sich auf viele den Bienen eigene Praktiken, so etwa die nach Lebensalter geregelte Arbeitsteilung. Jungen Nacktmullen fällt dabei die Aufgabe des "Babysittings" der noch jüngeren Nager zu, etwas ältere Nacktmulle werden den Arbeitern zugeteilt, die mit Hilfe ihrer großen Zähne das unterirdische Gangsystem weiter ausbauen, während die noch älteren Mulle als Soldaten an den Eingängen der Gänge postiert sind, um sie zu bewachen und gegebenenfalls gegen Feinde wie die rötliche Schnabelnasen-Natter zu verteidigen.
Die Ähnlichkeit mit dem Bienenvolk endet damit noch nicht: Auch bei den Nacktmullen dominiert die Königin, die als einzige der Weibchen fruchtbar ist, und lässt sich nur von einigen Männchen befruchten, die neben dem Zeugen von Nachfahren keine weiteren Aufgaben haben und erschreckend rasch altern.
Zu den weiteren Besonderheiten der Nacktmulle zählen die den Arbeitern als Werkzeuge dienenden Zähne, die auffallend groß sind und wie Baggerschaufeln eingesetzt werden können. Sie befinden sich außerhalb des Mundes an der Lippe und können sogar einzeln bewegt werden.
Ferner passen sich Nacktmulle ihrem Lebensraum Wüste optimal an, indem sie gar keine Flüssigkeit zum Überleben benötigen. Das ist richtig, Nacktmulle trinken nie! Stattdessen ziehen sie die überlebensnotwendige Flüssigkeit aus ihrer Nahrung, meist stark salzhaltigen faserigen Pflanzenknollen. Echte Überlebenskünstler also! Dazu passt, dass Nacktmulle quasi schmerzunempfindlich sind. Als bisher einzigem bekanntem Säugetier fehlt ihrer Haut die fürs Schmerzempfinden zuständige "Substanz P", so dass sie äußere Einflüsse wie Verbrennungen, Verätzungen oder Schnittverletzungen zwar wahrnehmen, aber nicht als schmerzhaft empfinden.