Menschengemachte Beben

Bergbau, Gasförderung, Stauseen

Erdbeben aus Menschenhand

Erdbeben entstehen durch Spannungen in der Erdkruste, d.h. bei deren Abbau. Oft haben sie einen so kleinen Wert auf der Skala, dass die über ihnen Wohnenden sie gar nicht erst wahrnehmen; in anderen Fällen hingegen zerstören Erdbeben ganze Städte. Als Epizentrum bezeichnet man den Ort, unter dem sich das Beben abspielt. Es lässt sich meist nur auf ein oder zwei Kilometer genau bestimmen. Dies kommt auch daher, dass die Erdkruste überall unter Spannung steht und bereits kleine Veränderungen derselbigen weiterleitet. Manchmal kommen sie erst hunderte Meter weiter zum Ausbruch.

Erderschütterungen haben nicht nur böse Folgen, im Gegenteil: Manchmal sehnen Wissenschaftler gar ein Beben herbei, um Spannungen unter der Erde abzubauen. Leider lassen sich bevorstehende große Erdstöße nicht in kleinen Portionen "abbeben".

Früher hatten alle Beben natürliche Ursachen, so z.B. die Reibung zweier Kontinentalplatten. Mit zunehmender "Zivilisation" ereignen sich jedoch auch immer häufiger von Menschen erregte Erdbeben. Gasförderungen oder Bergbau sind dabei oft der kleine Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bzw. das Beben zum Ausbruch bringt.
Vermutlich fanden weltweit über zweihundert unnatürliche Erdbeben statt. Hervorrufen lassen sie sich z.B. durch Erdgasförderung, Stauseen, Geothermie, Bergbau … Der Abbau von Millionen Tonnen Kohle, Erz oder Salz bildet große Hohlräume unter der Erde. Sie üben Einfluss auf die Spannungen der sie umgebenden Steinschichten aus. Stauseen verursachen Erdstöße durch ihren Wasserdruck.

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl von Menschen gemachter Erdstöße. Als Faustregel gilt: Je höher die Energieproduktion, desto mehr Erdbeben.
Natürlich versuchen Abbauunternehmen von dieser Begleiterscheinung abzulenken. Das geht leicht, da man bei Erdbeben zunächst an natürliche Ursachen denkt. Kaum jemand käme auf die Idee, sie könnten vom nahen Bergwerk oder Stausee hervorgerufen worden sein. Zudem lässt sich ein Epizentrum nur auf ein oder zwei Kilometer genau bestimmen, oft auch nicht die genaue Tiefe des Bebens festlegen, so dass der Schuldige nicht eindeutig benannt werden kann. Zudem leitet die Erdkruste Spannungen auch mal etliche hundert Meter weiter.

Hier ein kleiner Überblick der Erdbeben aus Menschenhand:

  • 1963, Frankreich (Talsperre Monteynard): Stärke 5,3. Ursache: Stausee
  • 1966, Griechenland: Stärke 6,2. Ursache: Stausee
  • 11. Dezember 1967, Indien: Stärke 6,7. Ursache: Koyna-Stausees
  • 1970er-Jahre, 1980er-Jahre, Usbekistan: Stärke 7 (schwerste von Menschen hervorgerufene Erdbeben). Ursache: Gasförderung
  • 1989, Deutschland (Völkershausen): Stärke 5,6. Ursache: Zu schwache Stützpfeiler im Kalibergwerk
  • 1989, Australien (Newcastle): Stärke 5,6. Ursache: Bergbau. Sinnigerweise entspricht die Höhe der Sachschäden (3,5 Milliarden US-Dollar) dem Gewinn, den die Kohleminen in ihrer Betriebszeit einfuhren.
  • 20. Oktober 2004, Norddeutschland (Rotenburg): Stärke bis zu 4,5. Ursache: Erdgasförderung
  • 2005, Deutschland (Lebach): Stärke 3,4 (zwei Wochen später 3,3). Ursache: Kohleförderung
  • 8. Dezember 2006, Basel: Stärke 3,4 (vier weitere Beben der Stärke 2,9 bis 3,2). Ursache: Geothermie