Bienen

Von Blüte zu Blüte, auf der Suche nach Nektar

Nachwuchs im Bienenvolk - Fütterung entscheidet über den Stand

Summ, summ … Eine Biene schwirrt durch die Luft. Meist würdigt der Mensch sie nur eines kurzen Blickes, bis er sich rasch wieder wichtigeren Dingen zuwendet. Nur wenn´s um Honig oder Bienenwachskerzen geht, sind die kleinen Flieger wieder interessant. Zu Unrecht, wie Forscher zeigen, denn die Tiere lohnen eine nähere Beschäftigung. Verblüffende Ergebnisse erzählen von der Intelligenz dieser Insekten.

Im Bienenstock vereinigen sich Wohnung und Arbeitsplatz. Dort bringt die Königin Nachwuchs zur Welt, der von Ammen aufgezogen wird. Aus dem gesammelten Nektar wird Honig hergestellt und dieser, wie auch die Pollen, gelagert. Binnen eines Sommers produziert ein Bienenvolk dreihundert Kilo Honig, wozu es 7,5 Millionen Flüge und zwanzig Millionen Kilometer hinter sich bringt. Zudem kommen dreißig Kilo Pollen zusammen.

Neun Zehntel der Pflanzen benötigen Bestäubung durch Insekten. Durchgeführt wird diese zu fünf Prozent von Wildbienen und anderen Insekten (Fliegen, Käfer …), zu zwanzig Prozent von Hummeln und zu 75 Prozent von Honigbienen. Sinnigerweise lautet der Name der Biene "Apis mellifera", zu Deutsch: Honig tragende Biene.
Während in menschlichen Monarchien die Geburt über den Stand entscheidet, übernimmt in Bienenvölkern die Fütterung diese Rolle. Ammenbienen füttern die Larven mit ihrer Schwesternmilch. Die beste Nahrung überlassen sie der künftigen Königin, deren Körper auf diese biochemisch reagiert. Normal gefütterte Bienen werden Arbeiterinnen, allerdings nicht alle mit derselben Intelligenz: Werden Larven in wärmeren Waben ausgebrütet, so weisen sie eine größere Wortgewandheit und eine größere tänzerische Ausdauer auf. Kühler gehaltene Larven widmen sich dem Innendienst.

Für ihren täglichen Beutezug erstellen Bienen einen regelrechten Plan, da Blüten nicht überall zur selben Tageszeit dieselbe Nektarmenge herstellen. Leere Blüten werden erst gar nicht angeflogen, denn jede Biene hinterlässt nach dem Aussaugen eine Notiz für ihre Artgenossen: "Leer". Die wird schon in der Luft wahrgenommen, was der Biene eine unnötige Landung erspart. Sinnigerweise verschwindet die Notiz in der Geschwindigkeit, mit der die Blüte neuen Nektar produziert.

Durch Tänze teilen Bienen ihren Kumpanen den Standort einer besonders tollen Blumenwiese mit. Bei Gesprächen im Bienenstock benötigen sie jedoch ein anderes Kommunikationsmittel, da dort Dunkelheit herrscht. Sitzen die Tiere auf den Bienenwaben, übertragen diese die Schwingungen. Je mehr Bienen versammelt sind, desto kürzer die Reichweite. Es hört also nicht das ganze Haus, was man eigentlich nur der Nachbarin sagen wollte.

So unscheinbar Bienen auch scheinen, haben sie doch eine enorme Bedeutung für den Menschen. "Stirbt die Biene, stirbt der Mensch", so die kurze Zusammenfassung der Theorie Albert Einsteins. Er prophezeit der Menschheit nach einem Bienensterben noch vier Jahre bis zum eigenen Tod, denn: Ohne Biene keine Bestäubung.
"Phänomen Honigbiene", von Jürgen Tautz, Spektrum Verlag, 278 Seiten, 24,95 Euro. Hier bestellen.