Alpen

Klimawandel oder Zufall?

Höhere Waldgrenze durch Temperaturanstieg

Seit 1850 sanken die Gletscherflächen der europäischen Alpen um fünfzig Prozent. Zum Ende dieses Jahrhunderts wird man dort vermutlich kaum noch Eis zu Gesicht bekommen. Viele schieben die Schuld auf den Klimawandel. Sollte dies zutreffen und er sich in den nächsten Jahrzehnten noch heftiger auswirken, droht vielen Tierarten der Tod. Freilich lassen sich nicht alle Veränderungen im Tierreich dem Klimawandel in die Schuhe schieben, denn in vielen Fällen ist eine genaue Bezeichnung der Änderungsursachen unmöglich. Ob eine neue Straße oder ein dicht besiedeltes Tal, ob Zufall oder Temperaturänderungen: Es gibt viele Gründe, weshalb Tiere ihr bisher bewohntes Gebiet verlassen. Nicht immer führt der Umzug in entlegene Gebiete, manchmal nur ein paar Meter höher. Bereits der Wechsel vom südlichen zum nördlichen Hang oder von einem Gestein zum nächsten macht einen großen Unterschied aus.

Mit den Alpen verbindet man noch immer die Almwirtschaft. Doch wo früher Ziegen, Kühe oder Schafe weideten, wachsen heute Bäume. Mit zunehmender Aufgabe der Almbetriebe und mit steigenden Temperaturen rückt die Baumgrenze stetig höher bzw. der Waldbestand enger zusammen. Gämsen freuen sich darüber, da ihnen der Wald guten Schutz bietet. Doch mit dem Verlust von Wiesen verkleinert sich der Lebensraum mancher Tierarten. Ihnen droht ein örtliches Aussterben, wenn z.B. auf einer Wiese zu wenig Artgenossen leben oder sie ein Schicksalsschlag trifft (Vergiftung, Krankheit etc.). Bedroht ist davon das Alpenschneehuhn.

Apropos Schneehuhn: In den Schweizer Alpen wird man es Mitte dieses Jahrhunderts vermutlich nur noch auf fünfzig Prozent des einstigen Gebietes antreffen. Ja, ja, des einen Freud ist des andern Leid, so auch im Tierreich. Während das Murmeltier eine ausreichend dicke Schneedecke benötigt, da es ohne diese Isolation erfrieren kann, kommen anderen Tieren milde Winter zugute. Sie finden länger Futter und geraten seltener in Lawinen. Zudem wandern Tierarten aus südlichen Ländern bzw. niedrigeren Höhenlagen ein. Das freut, solange es sich um hübsche Schmetterlinge handelt, doch die wachsende Verbreitung des Borkenkäfers ärgert eher.

Das Problem stellen jedoch nicht die Tiere dar, die ihr Heimatgebiet wechseln. Bedroht sind vielmehr Tiere, denen eine Wanderung unmöglich ist bzw. nicht gelingt. Viele Hindernisse legt der Mensch ihnen in den Weg, so z.B. in Form dichter Besiedlung (wie soll ein Frosch lebend über eine Schnellstraße hüpfen?), andere schuf sich die Natur selbst.