Leben in der Tiefsee
Eine Million Tier- und Pflanzenarten in den Weltmeeren
Zehn Jahre haben sie geforscht: sind in allen Weltmeeren getaucht, haben beleuchtete Aquarien an Korallenriffen installiert, Wasserproben entnommen und insgesamt 540 Einzelexpeditionen durchgeführt.
Jetzt legt eine internationale Gruppe von 2700 Wissenschaftlern aus 80 Ländern erste Ergebnisse ihrer "Volkszählung der Meere" vor. Und die muten fast philosophisch an, deuten sie doch quasi an, zu wissen, dass sie nichts wüssten. Oder eher: nur ein Viertel der vermuteten Million höherer Lebensformen in den Weltmeeren wurde wissenschaftlich untersucht. Die restlichen 750.000 sowie die Milliarde Mikrobenarten sind noch weitgehend unbekannt.
Immerhin über 1200 Arten neuer Meeresbewohner konnten die Wissenschaftler jetzt ausführlich vorstellen, 5000 weitere, an denen die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, in groben Zügen. Besonderer Star der neuen Arten ist die weiße Yeti-Krabbe, deren haarige Scheren an Pfeifenputzer erinnern.
Weitere Ergebnisse der Untersuchungen: Überfischung, Verschmutzung und steigende Wassertemperaturen stellen die größten Bedrohung für die Artenvielfalt dar.
Die Forschungen verschlangen 650 Millionen US-Dollar, rund 75 Millionen davon stammen aus der Stiftung des ehemaligen General Motors-Chefs Alfred P. Sloan.
Zu entdecken gibt es unter der Wasseroberfläche noch genug, so Wissenschaftlerin Nancy Knowlton, die für die Studie Korallenriffe untersuchte: "Der Ozean ist einfach zu groß, nach zehn Jahren harter Arbeit haben wir nur einen Schnappschuss dessen, was die See enthält."