Gentechnik auf dem Acker und dem Teller
Die Saat des Bösen
Agro-Gentechnik | Emu Verlag | 251 Seiten | 16,80 Euro | von Richard und Antonio Inacio Andrioli Fuchs (Herausgeber)
Gentechnik in der Landwirtschaft - so wenig darüber bekannt ist, so umstritten ist sie. Das vorliegende Buch setzt sich in kritischer Weise mit Agro-Gentechnik, von ihren Befürwortern gerne "Grüne Gentechnik" genannt, auseinander. Die höchst kritische Sichtweise offenbart sich schon mit der einführenden Geschichte: von Lisa aus dem hessischen Wölfersheim wird da erzählt, von ihrem attraktiven Äußeren und ihrer Gesundheit, die sie auf ihre "vitalstoffreiche vegetarische Vollwertkost" zurückführt. Dass sich deren Zusammensetzung eines Tages änderte, konnte Lisa nicht erkennen, und so war auch ihr plötzliches Unwohlsein unerklärlich, das sich immer weiter verschlimmerte, bis sie - mit ihren Geschwistern - abrupt verstarb.
Lisa hatte als eine der ersten deutschen Kühe gentechnisch veränderten Mais gefressen. Gegner der Gentechnik bemängeln wiederholt die fehlenden Studien und geringe Transparenz in gesundheitlichen Fragen. Wohl bekanntestes Beispiel sind die Fütterungsversuche mit gentechnisch manipuliertem Mais an Ratten, deren Veröffentlichung 2005 erzwungen wurde, und deren lückenhafte und fragwürdige Testmethoden auch in diesem Werk genauer unter die Lupe genommen werden.
Neben dem angeführten Beispiel der Folgen von Langzeitfütterung mit Genmais setzt sich das vorliegende Werk mit der Glaubwürdigkeit der Auftragsforschung von Molekularbiologen auseinander, dem politischen Einfluss der Lobbyisten, problematischer Welthungerhilfe (ungekennzeichnetes Saatgut) und stellt die gegenwärtige globale Lage vor. Am Beispiel von Ländern, die schon seit Jahren Gentechnik in der Landwirtschaft einsetzen (USA, Brasilien, Argentinien) werden "Risiken und Nebenwirkungen" aufgezeigt, die es in sich haben.
Dabei nimmt der umstrittene US-Saatgutkonzern Monsanto eine Schlüsselrolle ein; sowohl das aggressive gerichtliche Vorgehen gegen Bauern als auch die weltweite Monopolstellung werden angesprochen.
Insgesamt ist dieses leidenschaftlich gehaltene Plädoyer gegen die Gentechnik - oder zumindest für mehr Transparenz in der Gentechnik - unkompliziert geschrieben und gut recherchiert; dafür sprechen schon allein die 18 Seiten Anhang mit Anmerkungen und Literaturhinweisen.
Fortschritt soll nicht per se verdammt werden. Gerade aber bei einer so unberechenbaren Wissenschaft mit für die Zukunft nicht absehbaren Folgen wie der Gentechnik ist eine breite Diskussion in der Öffentlichkeit unerlässlich. Die Thematik muss von Politik und Medien aufgegriffen, gründlich untersucht und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden. Das vorliegende Buch leistet einen kritischen ersten Beitrag. Wer sich für Agro-Gentechnik interessiert, kommt um dieses Werk nicht herum.