Neue Glaubensrichtung - heiße Folgen?
Ein neuer Begriff treibt Umweltbewusste um - Ethischer Veganismus. Was ist das?
Jordi Casamitjana verlor seine Stelle bei der League Against Cruel Sports (Bündnis gegen Grausame Sportarten), die bei vielen Briten einen guten Ruf genießt, weil sie sich gegen Tierversuche und die Ausbeutung von Tieren im "Sport" einsetzt, z.B. auch gegen den Stierkampf.
So sorgte sie für die Abschaffung der Fuchsjagd in der herkömmlichen Form, also per Hetzjad und Hundemeute auf das lebende Tier, das i.d.R. vom Rudel zerrissen wurde.
Grund: Casamitjana enthüllte gegenüber Kollegen, dass der Pensionsfonds seines Arbeitgebers, die LACS, in Firmen investiere, die Tierversuche durchführen würden und riet ihnen, ihr Geld anders anzulegen. Das fand die Geschäftsleitung nicht lustig und kündigte ihm. Die LACS bestreitet das und führt andere Gründe an, die aber im Dunkeln liegen.
Das Besondere an diesem Fall: Der Geschasste, bis Frühjahr 2018 in einer Führungsposition für die LACS tätig, fordert die Anerkennung eines ethischen Veganismus als seinen Beweggrund, also als philosophische Glaubensrichtung.
Folge: Nun würde das Gesetz alle, die sich als ethische Veganer definieren, vor Diskriminierung schützen müssen. Anders verhielte sich das beim Veganismus aus Gesundheitsgründen, also z.B. wegen der Einhaltung einer Diät usw.
Ethischer Veganismus - Modeerscheinung oder notwendig
Zur Untermauerung seiner Argumente führt der Entlassene an, dass er sogar Fahrten mit Bussen des ÖPV zu vermeiden suche, weil das zum Tod vieler Insekten führe. Ferner seien Banknoten für ihn tabu, weil bei der Produktion von Papier * auch tierische Erzeugnisse eingesetzt werden würden. Auch Kleidung tierischer Herkunft, wie solche aus Wolle oder Leder, versuche er zu vermeiden. Ja, selbst eine bestimme Feigensorte scheide wegen einer Wespenart, in Symbiose mit der Pflanze lebe, zum Verzehr aus, weil unklar sei, ob man dabei einen Wurm töten könne.
Fazit: Ist dieser ethische Veganismus nun eine schützenswerte Philosopie, die Tiere (und vielleicht mehr) und Menschen als auf einer Stufe stehend und daher gleichberechtigt sieht? Oder ist der Mann verrückt?
Ein spannender Fall, der das Leben kräftig komplizieren könnte.
Letzte Nachrichten dazu: Der Mann hat den Prozess im ersten Schritt gewonnen. Sein weltanschaulich begründeter Glaube ist fortan in Großbritannien unter dem Gleichstellungsgesetz von 2010 (Equal Rights Act) geschützt.
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* Auch das ist lustig, hätten die Briten doch fast das Juwel ihres Empires, Indien, darob verloren. Das Gerücht, sie würden Schweinefett bei den Patronen ihres neuen Enfield-Gewehrs verwenden, führte 1857 zum sog. Sepoy-Aufstand frommer Hindus.