Englische Landschaft - Wurzeln in Australien

Australien prägt das englische Landschaftsbild

Hecken, Steinmauern - Rationalisierung, Landvertreibung und Proletariat

Dass wir nicht durch die "Natur" wandern, ist den meisten bewusst. Wir sind von einer Kulturlandschaft umgeben, die wir über Jahrhunderte geschaffen haben, durch Rodung, Anbau und Pflanzungen - selbst unsere Wälder sind "künstlich" - Terrassierung, Entwässerung usw. Vielen ist im Mittelmeerraum auch klar, dass die kargen Berge mit oft nacktem Fels eine Folge von Rodung und Überweidung durch Ziegen und Schafe sind. Weniger deutlich ist das in einem Land, das uns viel näher und vertrauter ist, England, genauer: die Britischen Inseln. Es steckt Geschichte drin. Hier ist sie:

Die englische Landschaft, so wie wir sie doch heute schätzen, ist Folge der Kolonialgeschichte und hängt mit den Verhältnissen in Australien und Nordamerika zusammen, also heute den USA und Kanada. Der Fünfte Kontinent mauserte sich nämlich zur Getreidekammer der Engländer, so dass es lukrativer wurde, wo immer möglich, auf Viehwirtschaft umzustellen und die Tagelöhner und Bauern loszuwerden.
Die überschüssige Bevölkerung musste nun verschwinden. Da weder Vieh noch Fleisch über weite Strecken befördert und letzteres zudem nicht gekühlt werden konnte, Stacheldraht überdies unbekannt war, durchzogen bald Hecken und Steinwälle das ganze Land ("hedgeing and enclosure"), um das Vieh einzupferchen. Damit wurde man die Hirten dann auch noch gleich los. Rationalisierung der Landwirtschaft, sozusagen. Und eine "Arbeitsteilung": Viehhaltung in England, Getreide aus den Kolonien.

Wo blieben die so Vertriebenen? Nun, sie landeten in den Städten und konnten zumindest zu Anfang des 19. Jh. großenteils in den Fabriken beschäftigt werden.
Eine eindrucksvolle Schilderung der daraus resultierenden Zustände, der Armut und Verelendung, lieferte Engels in "Die Lage der Arbeitenden Klasse in England".
Wer dann gegen das Gesetz verstieß, und handelte es sich auch nur um einen banalen Mundraub aus Hunger, landete flugs in Australien. Ende des 19. Jh. griffen sich die Landbesitzer auch noch die Allmende, die bis dahin den Ärmsten ein Überleben sicherten. Dorthin konnten sie ihr Federvieh oder ihr Schwein treiben. Auf Englisch heißen sie "Commons". Fast jeder englische Ort hat bis heute einen solchen Platz.

Raub der Allmende

In Deutschland verschwand die Allmende fast unbemerkt. Die letzten jahrhundertealten Wege wurden im Zuge der Motorisierung der Landwirtschaft und der Flurbereinigung in den Fünfziger Jahren untergepflügt, wenn sie störten. Die Feldpolizei, die über unerlaubte Aneignung wachte, wurde zur selben Zeit aufgelöst.
Der Diebstahl an unserem Gemeinbesitz, der "Public Domain", geht natürlich weit über die Allmende hinaus. Internationale Firmen, vor allem aus den USA, lassen sich Pflanzen patentieren, seitdem der Oberste Gerichtshof dort 1980 entschieden hatte, dass genveränderte Lebewesen, Pflanzen und Tiere, Eigentum der Herstellerfirma seien.
Folge: eine radikale Verarmung des Angebots. Nur wenige Pflanzenarten, nämlich die, die den "Erfindern" gehören, wie Mais, Soja, Weizen beherrschen den Futter- und Lebensmittelmarkt, stecken aufgespalten in ihre Bestandteile, in allen möglichen Erzeugnissen, vom Cracker bis zu Softdrinks.

Intensive versus extensive Viehhaltung - USA und Australien

Bei der intensiven Viehhaltung wird u.a. Soja und vor allem Mais gefüttert. Der hat viel Eiweiß, sorgt für rasche Gewichtszunahme, ist aber als Futter für eigentliche Grasfresser völlig unangemessen. Im Pansen der Rinder, dem ersten Magen, entstehen Koli-Bakterien, u.a. der E-Coli 0157:H7, die über Fleisch und Pflanzen verbreitet werden. Die Tiere stehen im Mist, ihr Fell ist davon besprenkelt, bei einer Schlachtbandgeschwindigkeit von 600 Tieren pro Stunde, wie bei Smithfield, bleibt eine Verseuchung des Fleisches nicht aus.
Immer wieder werden deswegen große Mengen an Rinderhack in den Vereinigten Staaten aus dem Verkehr gezogen. Bekannt ist die Verseuchung dort als "burger bug".
Zwar wurde die Herkunft von Ehec, E-Coli O104:H4 aus Ägypen nachgewiesen, aber derartige Verseuchungen sind des öfteren zu erwarten, und gerade beim Fleisch.
Und dann würde sich auch die Frage nach einem Zusammenhang mit Medikamenten stellen, dadurch bewirkten Resistenzen sowie Genmais, der ja auch bei uns gefüttert wird und somit das Monsanto-Gift enthält (Roundup, Weiterentwicklung seines als Agent Orange bekannten "Entlaubungsmittels" aus dem Vietnamkrieg), und besonders aggressiven Ehec-Mutationen.


Zu den gesellschaftlichen Folgen siehe dazu auch Food Inc. bei Youtube. Die Links wechseln fortwährend. Ca. bei ca. Minute 1:03:00 des vollen Films lassen Monsanto und Co. grüßen. Zwar gibt es ähnliche deutschsprachige Filme, aber dieser hier beschreibt, was im Anmarsch ist, die Zukunft.
Siehe dazu auch Ila-Web, Diebstahl an unserem Kollektivbesitz.
Was Australien betrifft, so sind die Verhältnisse anders, weil hier extensive Weidewirtschaft betrieben wird. Das Vieh wird also nicht nahe der großen Siedlungsgebiete und Märkte in Ställen gehalten und gemästet, sondern weidet auf den weiten Flächen im Busch.
So soll es sein.
Aber was nützt es? Das Land trocknet aus und brennt. Noch hat die "konservative" Regierung, eine Agentur der Kohlelobby, alles im Griff.