Kälber aus der Agro-Hölle
Etwas Nettes für Kinder? Überraschen Sie sie mit einem Kälbchen
Ab in den Vorgarten, vielleicht gleich zwei oder drei, damit die Nachbarskinder und die ganze Straße auch noch Freude haben. Der Preis ist unschlagbar, unter 9 € fürs Kalbfleisch. Nein, nicht fürs Kilo, fürs ganze Kalb.
Dafür war die Kuh 11 Monate trächtig. Das Ergebnis ist Müll, niemand will es, denn der Sinn der Trächtigkeit liegt nur darin, den Milchstrom der Turbokühe aufrechtzuerhalten.
Betroffen sind beiderlei Geschlechter, denn die Kälber sind von der falschen Rasse, Milchrinder eben, und setzen beispielsweise viel zu wenig Fleisch an, um sie großzuziehen. Aber nicht nur sie sollen verschwinden, sondern wegen eines augenblicklichen Überangebots auch ein guter der weiblichen Tiere. Die einseitig auf Milchleistung getrimmten Rassen, Holsteiner und Co., machen den mageren Nachwuchs für die Mast unwirtschaftlich. Dies vor allem, weil Futtervorräte durch die Trockenheit dieses Jahr dürftig ausgefallen sind. Die knochigen Kälber, die mehr mit Kleiderständern als mit Tieren gemein haben, sind zum Schaden geworden.
Zu Herodes ins Schlachthaus oder Qualfahrten in den Süden
Der Preis verfiel vom Frühsommer diesen Jahres dramatisch. Im Mai waren es noch 25 € für weibliche und etwas über 100 € für männliche Tiere. Was bezahlten Sie für Ihren "Rassehund", der keinen erkennbaren Nutzen für die Welt hat? Die Tiere sind für die Zücher eher eine Last. Beseitigt wurde das Problem in der Vergangenheit durch die sog. Herodes-Prämie, die aber heute bei Strafe des Untergangs keine Partei mehr auferstehen lassen will. Damit wurden Kälber, die grade ein paar Tage alt waren, zum Schlachthof gefahren.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft schimpft: "Da kostet ein Kalb weniger als ein Kanarienvogel." Was es bedeuet, ein Kalb von der Kuh zu trennen, ferner in einen Wagen zu pferchen etc., die Angst zu erleben, das alles kann sich niemand mehr vorstellen, der nicht mit Tieren umgeht. Aber es gibt ähnliche Wesen: Stellen Sie sich das Gebrüll und die Panik vor, wenn ein ein- oder zweijähriges Kind sich aus irgendeinem Grund mal allein fände.
Heute sollen Kälber zu Mastbetrieben ins Ausland gekarrt werden, wo man sie billiger aufziehen kann. Allerdings sträuben sich die Veterinärämter vermehrt, Genehmigungen für Kälbertransporte in andere EU-Länder zu erteilen, denn wie man hört, sind solche Qual-Fuhren bis zu 20 Stunden unterwegs. Und die Ämter stehen aufgrund diverser Fleisch- und Hygieneskandale unter öffentlicher Beobachtung.
Das Bundeslandwirtschaftsministerin hat zudem Bedenken, ob solche Transporte mit der EU-Verordnung vereinbar seien.
Weiteres Problem bei der Vermarktung: In manchen Regionen bei uns grassiert die Blauzungenkrankheit, eine Seuche, die sich niemand in den Stall holen will. Sie ist zwar für den Menschen ungefährlich aber unappetitlich, fürs Tier allerdings eine Qual.
Aber wer wollte denn Milch oder Fleisch von kranken Tieren?
Auf jeden Fall: Die Bauernlobby, die doch erst die Schwemme an Kälbern hervorbringt, läuft Sturm und würde sie am liebsten bis nach Sibierien schaffen, Hauptsache weg. Grund: Der Reibach wird mit der Milch gemacht, wovon ein guter Teil auch noch ausgeführt wird in Form von Milchpulver u.a. Produkten.
Fazit: Eine Industrie, die zu 40 % am öffentlichen Tropf hängt, wird seit dem Jahr 2000 etwa "liberalisiert", "globalisert" und auf Export ausgerichet. Das ist völlig neu. Der Sinn, eine Landwirtschaft zu unterhalten, liegt doch darin, die Nahrungssicherheit für die Bevölkerung zu gewährleisten, aber nicht zu exportieren, denn logischerweise bedeutet Export mehr Produktion und damit mehr Subventionen und Verschwendung von Geldern.
Deutschland ist nun zum Fabrikboden einer exportorientierten Industrie geworden, die große Mengen glyhosathaltiger Futtermittel, Gift also, einführt, Fleisch und Milch daraus herstellt und davon eine Menge subventioniert ausführt. Es sind sogar Diebesbanden unterwegs, um aus dm- und Rossmann-Filialen geklautes Aptamil-Milchpulver (Milupa, Danone) nach China zu schaffen*. In der Presse steht meist "Rumänen" oder "Bulgaren", aber das lässt sich i.d.R. genauer fassen - auf Deutsch: Zigeuner, Neudeutsch: Roma.
Auf dem "Fabrikboden", Deutschland, und damit auf unseren Ackerböden, verbleiben die Abfälle, u.a. Ammoniak, Methan, Gülle oder Jauche ohne Ende, die quasi erst ins Trinkwasser gekippt und dann unter Riesenaufwand auf Verbraucherkosten herausgefiltert werden müssen. Zur Verdeutlichung des Irrsinns: Man stelle sich vor, Werkstätten dürften Altöl ins Trinkwasser "entsorgen", was darauf auf Kosten der Allgemeinheit herausgefilltert werden müsste.
Ein guter Teil des im Futter und den Tieren mitglieferten Glyhosats verbleibt hier, im Bier, in der Muttermilch u.a. Lebensmitteln, in Wattetupfern, ja sogar Tampons etc., also letztlich IN uns. Eine systematische Vergiftung. Das Mercosur-Abkommen ** mit Südamerika würde quasi eine Glyphosatpipeline nach Europa legen. Die "Wirtschaft" jubelt angesichts möglicher Autoexporte und mehr, der Konsument hier kriegt die Quittung auf den Teller. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), zu einer verkappten Agentur der Industrie verkommen, redet alles klein und erkennt mal wieder keine Gefährdung durch Glyphosat "bei bestimmungsgemäßer Anwendung".
Schöne Welt und ein Riesenbetrug. Sehenswert auch dieser Film.
Schönes helles Kalbfleisch
A propos Kalbfleisch: Drangen früher die Hörner durch, dann wurde das Kalb zum Jungrind, Farren oder Färse; kein Händler kaufte es mehr als Kalb auf, denn das Fleisch färbte sich allmählich rot. Heute gilt das nicht mehr, denn es wird getrickst. Die Tiere werden viel länger großgezogen, da sie mehr Fleisch ansetzen. Die EU hat acht Monate als Grenze gesetzt. Dem Verbraucher wird die Fata Morgana eines Kalbes verkauft. Es ist keins. Da er "weißes" Kalbfleisch erwartet, gibt´s nur eisenfreies Futter in der sog. "Weißmast". Eine qualvolle Mangelfütterung aus einem Milchaustauscher mit möglichst wenig Eisen enthält. Haupt-Komponenten: Palmölfett, Eiweiß- und Magermilch- oder Molkepulver, Wasser, was Geschwüre in den Mägen erzeugt. Die Kälber lecken z.B. gierigst an allen Metallteilen.
Wie´s den Müttern der Schrottkälber geht und was wir uns so einverleiben, ist hier nachzulesen.
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* Man google mal "Diebstahl von Milchpulver"
** Siehe auch amerika21 oder Tagesspiegel